Wir brin­gen
Licht ins Dun­kel!

Unter Lei­tung der Euro­päi­schen Uni­on wur­de die Euro­päi­sche Was­ser­rah­men­richt­li­nie für alle EU-Mitgliedsstaaten her­aus­ge­ge­ben. An die­se Richt­li­nie müs­sen sich die Mit­glieds­staa­ten hal­ten. Die Umset­zung der Was­ser­rah­men­richt­li­nie ist jedoch in den Staa­ten unter­schied­lich weit fort­ge­schrit­ten, sodass in jedem Land unter­schied­li­che Rege­lun­gen gel­ten.
Die Ver­ord­nung über Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen (AwSV) wur­de am 21. April 2017 ver­öf­fent­licht. Damit wur­den die 16 lan­des­recht­li­chen Rege­lun­gen (VAwS) ab 1. August 2017 durch die bun­des­ein­heit­li­che Ver­ord­nung abge­löst.

Die fol­gen­den Geset­zes­grund­la­gen sind in ihrer Rei­hen­fol­ge zu beach­ten:

  1. Euro­päi­sches Recht (Euro­päi­sche Was­ser­rah­men­richt­li­nie und ihre Toch­ter­richt­li­nie Gewäs­ser­schutz)
  2. Natio­na­les Recht (WHG — Was­ser­haus­halts­ge­setz)
  3. Bun­des­recht­li­che Ver­ord­nung über Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen (AwSV)


Anfor­de­run­gen lt. Was­ser­haus­halts­ge­setz (WHG)

Grund­sätz­lich müs­sen Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen so errich­tet und betrie­ben wer­den, dass “eine nach­tei­li­ge Ver­än­de­rung der Eigen­schaf­ten von Gewäs­sern nicht zu besor­gen ist”.Dies gilt ohne Aus­nah­me, d.h. „Frei­men­gen“ sind nicht gege­ben (Was­ser­haus­halts­ge­setzt § 62).

Die­ser sog. “Besorg­nis­grund­satz” besagt, dass kei­ne noch so wenig nahe­lie­gen­de Wahr­schein­lich­keit der Ver­un­rei­ni­gung des Gewäs­sers bestehen darf. Ein Scha­dens­ein­tritt muss nach mensch­li­chem Ermes­sen unwahr­schein­lich sein.

Anfor­de­run­gen lt. WHG Was­ser­haus­halts­ge­setz (Besorg­nis­grund­satz § 62 WHG)

Grund­sätz­lich müs­sen Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen so errich­tet und betrie­ben wer­den, dass “eine nach­tei­li­ge Ver­än­de­rung der Eigen­schaf­ten von Gewäs­sern nicht zu besor­gen ist”.
Dies gilt ohne Aus­nah­me, d.h. „Frei­men­gen“ sind nicht gege­ben (Was­ser­haus­halts­ge­setzt § 62).

„Lan­des­spe­zi­fi­sche Abwei­chun­gen von die­sem Grund­satz sind gene­rell nicht mög­lich.“

Die­ser sog. “Besorg­nis­grund­satz” besagt, dass kei­ne noch so wenig nahe­lie­gen­de Wahr­schein­lich­keit der Ver­un­rei­ni­gung des Gewäs­sers bestehen darf. Ein Scha­dens­ein­tritt muss nach mensch­li­chem Ermes­sen unwahr­schein­lich sein.

Um das Schutz­ziel zu errei­chen, ist für jede Anla­ge ein Sicher­heits­kon­zept zu erstel­len, das grund­sätz­lich Anfor­de­run­gen aus­fol­gen­den vier Berei­chen ent­hal­ten muss:

  • All­ge­mei­ne Sicher­heit (pri­mä­re Sicher­heit) Eig­nung, Zuver­läs­sig­keit aller Anla­gen­tei­le gegen­über allen Belas­tun­gen und Ein­wir­kun­gen
  • Mehr­fach­si­cher­heit (sekun­dä­re Sicher­heit) red­un­dan­te tech­ni­sche Schutz­vor­keh­run­gen
  • Eigen- und Fremd­über­wa­chung (ter­tiä­re Sicher­heit)
  • Repa­ra­ti­ve Maß­nah­men (quar­tä­re Sicher­heit) Mög­lich­kei­ten und Erfolgs­aus­sich­ten bei Scha­dens­fäl­len

Damit ver­bun­den ist eine Hin­weis­pflicht beim Auf­bau von Anla­gen, die von dem Fach­pla­ner und Anla­gen­bau­er erbracht wer­den muss (Was­ser­haus­halts­ge­setz § 5 All­ge­mei­ne Sorg­falts­pflich­ten).

Die Ver­ord­nung über Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen (AwSV) wur­de am 21. April 2017 ver­öf­fent­licht. Damit wer­den die bis­he­ri­gen 16 lan­des­recht­li­chen Rege­lun­gen (VAwS) ab 1. August 2017 durch die bun­des­ein­heit­li­che Ver­ord­nung abge­löst.

§ 1 Zweck; Anwen­dungs­be­reich

(3) Die­se Ver­ord­nung fin­det auch kei­ne Anwen­dung auf ober­ir­di­sche Anla­gen mit einem Volu­men von nicht mehr als 0,22 Kubik­me­tern bei flüs­si­gen Stof­fen oder mit einer Mas­se von nicht mehr als 0,2 Ton­nen bei gas­för­mi­gen und fes­ten Stof­fen, wenn sich die­se Anla­gen außer­halb von Schutz­ge­bie­ten und fest­ge­setz­ten oder vor­läu­fig gesi­cher­ten Über­schwem­mungs­ge­bie­ten befin­den. § 62 Absatz 1 und 2 des Was­ser­haus­halts­ge­set­zes bleibt unbe­rührt.

Und blei­ben somit dem Besorg­nis­grund­satz (§62 absatz 1 WHG) unter­wo­fen.

§1  Absatz 1 bestimmt den Zweck der Ver­ord­nung, näm­lich den Schutz der Gewäs­ser vor nach­tei­li­gen Ver­än­de­run­gen ihrer Eigen­schaf­ten durch Frei­set­zun­gen von was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen aus Anla­gen zum Umgang mit sol­chen Stof­fen. Die Erfah­rung hat gezeigt, dass es ohne ent­spre­chen­de Rege­lun­gen zu erheb­li­chen Kon­ta­mi­na­tio­nen von Boden und Grund­was­ser kommt. Die­se Aus­wir­kun­gen sol­len durch die vor­lie­gen­de Ver­ord­nung ver­hin­dert wer­den. Vor­aus­set­zung dafür, dass ein Betrei­ber die Ver­ord­nung anzu­wen­den hat, ist, dass er eine Anla­ge betreibt und dass in die­ser Anla­ge mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen umge­gan­gen wird. Eine Anla­ge, in der der Betrei­ber mit einem was­ser­ge­fähr­den­den Stoff umgeht, muss nach dem Besorg­nis­grund­satz des § 62 Absatz 1 WHG so errich­tet und betrie­ben wer­den, dass es nach mensch­li­cher Erfah­rung unwahr­schein­lich ist, dass die­se was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fe in Boden oder Gewäs­ser gelan­gen.

 § 19 Anfor­de­run­gen an die Ent­wäs­se­rung

(1) Bei unver­meid­li­chem Zutritt von Nie­der­schlags­was­ser sind abwei­chend von § 18 Absatz 2 Abläu­fe zuläs­sig, wenn sie nur nach vor­he­ri­ger Fest­stel­lung, dass kei­ne was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fe im Nie­der­schlags­was­ser ent­hal­ten sind, geöff­net wer­den. Mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen ver­un­rei­nig­tes Nie­der­schlags­was­ser ist ord­nungs­ge­mäß als Abwas­ser zu besei­ti­gen oder als Abfall zu ent­sor­gen.

(4) Das Nie­der­schlags­was­ser von Flä­chen, auf denen Kühl­ag­gre­ga­te von Käl­te­an­la­gen mit Ethylen- oder Pro­py­len­gly­col im Frei­en auf­ge­stellt wer­denist in einen Schmutz- oder Misch­was­ser­ka­nal ein­zu­lei­ten. Was­ser­recht­li­che Anfor­de­run­gen an die Ein­lei­tung sowie ört­li­che Ein­lei­tungs­be­din­gun­gen blei­ben unbe­rührt.

Noch­mals etwas genau­er:

AwSV § 1 Zweck; Anwen­dungs­be­reich

… „(3) Die­se Ver­ord­nung fin­det auch kei­ne Anwen­dung auf ober­ir­di­sche Anla­gen mit einem Volu­men von nicht mehr als 0,22 Kubik­me­tern bei flüs­si­gen Stof­fen oder mit einer Mas­se von nicht mehr als 0,2 Ton­nen bei gas­för­mi­gen und fes­ten Stof­fen, wenn sich die­se Anla­gen außer­halb von Schutz­ge­bie­ten und fest­ge­setz­ten oder vor­läu­fig gesi­cher­ten Über­schwem­mungs­ge­bie­ten befin­den. § 62 Absatz 1 und 2 des Was­ser­haus­halts­ge­set­zes bleibt unbe­rührt. Anla­gen nach Satz 1 bedür­fen kei­ner Eig­nungs­fest­stel­lung nach § 63 Absatz 1 des Was­ser­haus­halts­ge­set­zes“

Der Absatz 3 führt mit dem Ziel der Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung eine Baga­tell­re­ge­lung ein. Von der Ver­ord­nung aus­ge­nom­men sind danach ober­ir­di­sche Anla­gen bis 220 Litern bzw. 200 Kilo­gramm außer­halb von Schutz­ge­bie­ten und fest­ge­setz­ten oder vor­läu­fig gesi­cher­ten Über­schwem­mungs­ge­bie­ten. Für die Betrei­ber die­ser Anla­gen gel­ten damit die tech­ni­schen Anfor­de­run­gen, Anzei­ge­pflich­ten oder ande­re Ver­pflich­tun­gen nach die­ser Ver­ord­nung nicht.

Für die­se Anla­gen bleibt jedoch nach Satz 2 der Besorg­nis­grund­satz bzw. der Grund­satz des best­mög­li­chen Gewäs­ser­schut­zes nach § 62 Absatz 1 WHG unbe­rührt, auch wenn nach der Ver­ord­nung kei­ne spe­zi­el­len tech­ni­schen und orga­ni­sa­to­ri­schen Maß­nah­men gefor­dert sind. Die­se Baga­tell­re­ge­lung bedeu­tet auch nicht, dass es sich bei den ange­ge­be­nen Men­gen um uner­heb­li­che Men­gen han­delt. Die Frei­set­zung eines was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fes aus einer Klein­an­la­ge ist genau­so bedeut­sam wie die Frei­set­zung der­sel­ben Men­ge aus einer Anla­ge, die der Ver­ord­nung unter­liegt. Nach Satz 3 bedür­fen die genann­ten Klein­an­la­gen auch kei­ner Eig­nungs­fest­stel­lung nach § 63 Absatz 1 WHG. Die Ein­füh­rung einer sol­chen Baga­tell­re­ge­lung folgt dem viel­fach geäu­ßer­ten Wunsch, für sol­che Anla­gen auf jeg­li­che Art einer behörd­li­chen Kon­trol­le zu ver­zich­ten und die Ein­hal­tung des Besorg­nis­grund­sat­zes bzw. des best­mög­li­chen Schut­zes der Gewäs­ser der Eigen­ver­ant­wor­tung der Betrei­ber zu über­ant­wor­ten. Durch die Baga­tell­re­ge­lung wer­den auch die zustän­di­gen Behör­den von jeg­li­cher Kon­troll­ar­beit ent­las­tet, es sei denn, es kommt zum Aus­tre­ten was­ser­ge­fähr­den­der Stof­fe oder zu Boden oder Gewäs­ser­ver­un­rei­ni­gun­gen.

Was pas­siert wenn es zum Scha­den kommt?

Im Fal­le eines Umwelt­scha­dens greift das Umwelt­scha­dens­ge­setz sowie das Umwelt­haf­tungs­ge­setz. Der Betrei­ber haf­tet für durch sei­ne Anla­gen ver­ur­sach­ten Schä­den in vol­ler Höhe und dies ohne Haf­tungs­höchst­gren­zen. Ver­si­che­run­gen haf­ten nur im Scha­dens­fall, wenn nach gesetz­li­chen Vor­ga­ben geplant, mon­tiert und betrie­ben wur­de. Eine behörd­li­che Geneh­mi­gung schützt den Betrei­ber nicht vor Stra­fe, für behörd­lich geneh­mig­te Tätig­kei­ten haf­ten die Unter­neh­men. Natür­lich kann der Betrei­ber Regress­an­sprü­che gegen­über Drit­te stel­len, denen als Fach­be­trieb bzw. Fach­pla­ner die fach­ge­rech­te Pla­nung und Aus­füh­rung über­tra­gen wur­den.

Die Nicht­ein­hal­tung des WHG ist dar­über hin­aus eben­falls mit einer Geld­stra­fe belegt und beläuft sich auf maxi­mal 50.000 EUR — kommt es nun noch zu einem Scha­den, weil der Betrei­ber aus Kos­ten­grün­den kei­ne Sicher­heits­vor­keh­rung für sei­ne Maschi­nen getrof­fen hat, kom­men wei­te­re Kos­ten wie Erd­reich rei­ni­gen und die Wie­der­be­schaf­fung des öko­lo­gi­schen Aus­gleichs hin­zu.

Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen

Der Schutz der Gewäs­ser ist für die Gesund­heit der Bevöl­ke­rung, zum Erhalt der natür­li­chen Lebens­grund­la­gen und als Vor­aus­set­zung für wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung unver­zicht­bar. Dazu sind die Gewäs­ser als Bestand­teil des Natur­haus­hal­tes und als Lebens­raum für Tier und Pflan­ze zu sichern und so zu bewirt­schaf­ten, dass sie dem Wohl der All­ge­mein­heit und im Ein­klang mit ihm auch dem Nut­zen ein­zel­ner die­nen und ver­meid­ba­re Beein­träch­ti­gun­gen ihrer öko­lo­gi­schen Funk­tio­nen unter­blei­ben.

Eines der wesent­li­chen Instru­men­te des Vor­sor­ge­prin­zips ist es, zu ver­hin­dern, dass was­ser­ge­fähr­den­de Stof­fe aus Anla­gen aus­lau­fen und in den ober­ir­di­schen Gewäs­sern und dem Grund­was­ser zu Ver­un­rei­ni­gun­gen füh­ren. Dabei geht es nicht nur um spek­ta­ku­lä­re Schä­den wie nach dem Brand bei der Fir­ma San­doz in Basel, Fisch­ster­ben oder Beein­träch­ti­gun­gen der Trink­was­ser­ver­sor­gung, son­dern auch um auf den ers­ten Bli­ck nicht sicht­ba­re Schä­di­gun­gen von Was­ser­or­ga­nis­men, wie Algen oder Klein­krebs­en.

Was sind was­ser­ge­fähr­den­de Stof­fe?

Was­ser­ge­fähr­den­de Stof­fe wer­den über ihre phy­si­ka­li­schen, che­mi­schen und human- und öko­to­xi­ko­lo­gi­schen Eigen­schaf­ten defi­niert und füh­ren zu nach­tei­li­gen Ver­än­de­run­gen der Was­ser­be­schaf­fen­heit. Zu ihnen zählt der über­wie­gen­de Teil der Stof­fe, mit denen in Indus­trie und Gewer­be, aber auch im pri­va­ten Bereich umge­gan­gen wird, also z.B. Öle, Kraft­stof­fe, Löse­mit­tel, Säu­ren, Lau­gen oder Sal­ze.

Als Maß­stab für ihre Was­ser­ge­fähr­dung wer­den sie nach dem Bewer­tungs­sche­ma der Ver­wal­tungs­vor­schrift über die Ein­stu­fung was­ser­ge­fähr­den­der Stof­fe in drei Was­ser­ge­fähr­dungs­klas­sen (WGK) ein­ge­stuft:

  • WGK 1: schwach was­ser­ge­fähr­dend (z.B. Essig­säu­re, Natron­lau­ge, Alko­hol oder Jod)
  • WGK 2: was­ser­ge­fähr­dend (z.B. Heiz­öl, Form­alde­hyd, Natri­um­hy­po­chlo­rit)
  • WGK 3: stark was­ser­ge­fähr­dend (z.B. Alt­öl, chlo­rier­te Koh­len­was­ser­stof­fe, Ben­zol)

Die Ein­stu­fung bil­det die Grund­la­ge für abge­stuf­te Sicher­heits­an­for­de­run­gen an die Anla­gen und muss vom Betrei­ber vor­ge­nom­men wer­den, sofern ein was­ser­ge­fähr­den­der Stoff noch nicht ein­ge­stuft ist. Eine Recher­che, wel­cher Stoff schon ein­ge­stuft wur­de, kann über die Ver­wal­tungs­vor­schrift oder im Inter­net unter webrigoletto.uba.de erfol­gen.

Recht­li­che Grund­la­gen und Zustän­dig­kei­ten

Der Besorg­nis­grund­satz und die grund­le­gen­den Betrei­ber­pflich­ten fin­den sich in den §§ 62 und 63 des Was­ser­haus­halts­ge­set­zes. Die kon­kre­te tech­ni­sche Aus­ge­stal­tung und die ent­spre­chen­den Pflich­ten ein­schließ­li­ch auch erfor­der­li­cher Anzeige- und Eig­nungs­fest­stel­lungs­ver­fah­ren sind in den Ver­ord­nun­gen über Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen (VAwS) der Län­der fest­ge­legt.

Seit der Föde­ra­lis­mus­re­form von 2006 ver­fügt der Bund über die erwei­ter­te Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz, die eine Bun­des­ver­ord­nung ermög­licht und bei stoff- und anla­gen­be­zo­gen Rege­lun­gen abwei­chungs­fest ist. Der Ent­wurf die­ser Ver­ord­nung liegt seit Ende 2010 vor. Mit dem Erlass der Ver­ord­nung ist im 1. Quar­tal 2014 zu rech­nen. Bis dahin gel­ten die Ver­ord­nun­gen der Län­der und die Über­gangs­ver­ord­nung (PDF, extern, 33 KB) fort.

Vor­schrif­ten zu tech­ni­schen Anla­gen

Das Was­ser­haus­halts­ge­setz (WHG) legt den bun­des­wei­ten Maß­stab fest, dem die Anla­gen (z.B. Öltanks, Tank­stel­len, Lager oder Destil­lier­an­la­gen) genü­gen müs­sen. Nach dem sog. Besorg­nis­grund­satz in § 62 Absatz 1 WHG müs­sen Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen so beschaf­fen sein und so errich­tet, unter­hal­ten, betrie­ben und still­ge­legt wer­den, dass eine nach­tei­li­ge Ver­än­de­rung der Eigen­schaf­ten von Gewäs­sern nicht zu besor­gen ist. Dies ist dann gege­ben, wenn Maß­nah­men zur pri­mä­ren und sekun­dä­ren Sicher­heit getrof­fen wor­den sind und der Betrei­ber bestimm­ten Pflich­ten nach­kommt und Über­wa­chungs­maß­nah­men vor­sieht.

Die pri­mä­re Sicher­heit gewähr­leis­tet, dass die Anla­gen und Anla­gen­tei­le, in denen sich die was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fe befin­den, den mecha­ni­schen, che­mi­schen und ther­mi­schen Bean­spru­chun­gen stand­hal­ten. Sie müs­sen also wäh­rend der gesam­ten Betriebs­dau­er dicht sein und blei­ben, so dass kei­ne was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fe aus­lau­fen.

Die sekun­dä­re Sicher­heit ist eine zwei­te Sicher­heits­bar­rie­re, die beim Ver­sa­gen des Behäl­ters oder ande­rer Anla­gen­tei­le einen Scha­den in der Umwelt ver­hin­dert. Dazu zäh­len ins­be­son­de­re Auf­fang­wan­nen oder ande­re Rück­hal­te­ein­rich­tun­gen, die unab­hän­gig von der pri­mä­ren Sicher­heit sind und die die bei Lecka­gen aus­tre­ten­den was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fe ohne wei­te­res mensch­li­ches Zutun sicher auf­fan­gen.

Über­wa­chungs­maß­nah­men

Über­wa­chungs­maß­nah­men die­nen dazu, fest­zu­stel­len, ob die Anla­ge noch dicht ist und die Sicher­heits­ein­rich­tun­gen noch funk­tio­nie­ren und sol­len außer­dem eine schnel­le und zuver­läs­si­ge Gefah­ren­er­ken­nung und –besei­ti­gung garan­tie­ren. Ver­ant­wort­li­ch dafür ist zunächst der Betrei­ber sel­ber, der aber vor Inbe­trieb­nah­me einer Anla­ge und regel­mä­ßig wie­der­keh­rend zusätz­li­ch exter­ne Sach­ver­stän­di­ge zu beauf­tra­gen hat, eine Anla­gen­prü­fung durch­zu­füh­ren.

Bei Errich­tung und Betrieb der Anla­gen sind immer die all­ge­mein aner­kann­ten Regeln der Tech­nik zu beach­ten (§ 62 Abs 2 WHG). Unter den all­ge­mein aner­kann­ten Regeln der Tech­nik (a.a.R.d.T.) sind ins­be­son­de­re die in tech­ni­schen Nor­men und Vor­schrif­ten fest­ge­schrie­be­nen Prin­zi­pi­en und Lösun­gen zu ver­ste­hen, die in der Pra­xis erprobt und bewährt sind und bei der Mehr­heit der auf die­sem Gebiet täti­gen Fach­leu­te aner­kannt sind. Als tech­ni­sche Regeln gel­ten ins­be­son­de­re die ver­schie­de­nen Tei­le der Bau­re­gel­lis­te des Deut­schen Insti­tuts für Bau­tech­nik (DIBt). Dort sind Bau­pro­duk­te für orts­fest ver­wen­de­te Anla­gen zum Lagern, Abfül­len und Umschla­gen was­ser­ge­fähr­den­der Stof­fe auf­ge­führt, bei denen die Anfor­de­run­gen des Gewäs­ser­schut­zes mit­be­rück­sich­tigt sind (Nähe­res unter www.dibt.de).

Zu den all­ge­mein aner­kann­ten Regeln der Tech­nik zäh­len auch die für bestimm­te Anla­gen (z.B. Heiz­öl­ver­brau­cher­an­la­gen) und Bau­wei­sen (z.B. Aus­füh­rung von Dicht­flä­chen) ver­öf­fent­lich­ten Tech­ni­schen Regeln was­ser­ge­fähr­den­de Stof­fe (TRwS) der Deut­schen Ver­ei­ni­gung für Was­ser­wirt­schaft, Abwas­ser und Abfall e.V. DWA (Nähe­res unter www.dwa.de).

Prü­fung der Anla­gen

Neben der Über­wa­chung durch den Betrei­ber muss ein gro­ßer Teil der Anla­gen vor Inbe­trieb­nah­me und regel­mä­ßig wie­der­keh­rend durch einen exter­nen Sach­ver­stän­di­gen geprüft wer­den. Die­se Sach­ver­stän­di­gen müs­sen einer aner­kann­ten Sach­ver­stän­di­gen­or­ga­ni­sa­ti­on ange­hö­ren. Wird bei die­sen Prü­fun­gen ein Man­gel an der Anla­ge fest­ge­stellt, ist die­ser unver­züg­li­ch zu besei­ti­gen.

Rohr­fern­lei­tun­gen

Rohr­fern­lei­tun­gen sind Lei­tun­gen, in denen was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fe trans­por­tiert wer­den und die wer­k­über­schrei­tend über meh­re­re Grund­stü­cke füh­ren. Die­se unter­la­gen frü­her auch dem Was­ser­haus­halts­ge­setz, wur­den jedoch zusam­men mit ande­ren Rohr­lei­tun­gen im Gesetz über die Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung zusam­men­ge­fasst (§§ 20 ff. in Ver­bin­dung mit Nr. 19.3 Anla­ge 1, UVPG). In der Rohr­fern­lei­tungs­ver­ord­nung fin­den sich dann die spe­zi­el­len tech­ni­schen und orga­ni­sa­to­ri­schen Anfor­de­run­gen an die­se Rohr­lei­tun­gen. Wesent­li­che Doku­men­te hier­zu wur­den vom Aus­schuss für Rohr­fern­lei­tun­gen (AfR) erar­bei­tet. Die­se fin­den sich im Inter­net unter: www.bam.de.

Tun Sie es für sich!

Als Betrei­ber einer Anla­ge ist man für die­se ver­ant­wort­lich. Soll­te einer der Anla­gen des Betrei­bers für einen Umwelt­scha­den ver­ant­wort­lich sein, haf­tet der Betrei­ber der Anla­gen im vol­len Umfang. Ver­si­che­run­gen ste­hen eben­falls nicht in der Haf­tung, wenn Ihre Anla­gen nicht geset­zes­kon­form betrie­ben wur­den.

Ein geset­zes­kon­for­mes Betrei­ben setzt bei­spiels­wei­se vor­aus, dass die­se so gesi­chert sein muss, dass sich das Betrei­ben der Anla­ge nicht nega­tiv auf die Umwelt aus­wir­ken kann.

Fach­be­trie­be, die mit der Pla­nung, Instal­la­ti­on und War­tung betreut wur­den, haben dem Betrei­ber gegen­über eine Hin­weis­pflicht. Wur­de die­ser Hin­weis­pflicht nicht nach­ge­kom­men, kann der Betrei­ber das jewei­li­ge Unter­neh­men in die Haf­tung neh­men.

Im Was­ser­haus­halts­ge­setz (WHG) ist eine Haftungs-Höchstgrenze von 50.000 EUR defi­niert. Dies ist ver­gleich­bar mit einem Buß­geld, das als Stra­fe gezahlt wer­den muss für das Ver­ge­hen selbst. Hin­zu kom­men nun aber noch die Besei­ti­gung des Scha­dens und die Neu­tra­li­sie­rung des Umwelt­scha­dens an sich. Hier sind vom Gesetz­ge­ber in Bezug auf die Scha­dens­be­sei­ti­gung kei­ne Haf­tungs­höchst­gren­zen vor­ge­se­hen und kön­nen rich­tig teu­er wer­den.

Bei­spie­le von Kos­ten bei Umwelt­schä­den:

  • Abtra­gen und Erset­zen von kon­ta­mi­nier­ten Erd­reich
  • Umsie­deln von Tier­po­pu­la­tio­nen (Land / Fluss)
  • Ein­satz von zusätz­li­chen Fil­ter­an­la­gen in Klär­wer­ken (oft über Mona­te)
  • Schadensersatz-Forderung bei abge­stor­be­nen Pflan­zen und Bäu­men

Pflich­ten der Indus­trie­be­trie­be

Pflich­ten der Indus­trie­be­trie­be Jeder Betrieb, der mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen han­tiert, muss sorg­sam mit ihnen umge­hen. Er muss Vor­schrif­ten des deut­schen Was­ser­haus­halts­ge­set­zes und der Län­der ein­hal­ten. Zur­zeit wird in Deutsch­land eine bun­des­ein­heit­li­che Ver­ord­nung für Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen (AwSV) vor­be­rei­tet, die vor­aus­sicht­lich 2017 in Kraft tritt. Die­se Vor­schrif­ten betref­fen Betrie­be, die sol­che Stof­fe her­stel­len, wei­ter ver­ar­bei­ten, ein­set­zen, abfül­len, lagern oder umschla­gen. Ein Bei­spiel: Jede Per­son, die was­ser­ge­fähr­den­de Stof­fe in einen Tank ein­füllt oder dar­aus ent­nimmt, muss die­sen Vor­gang über­wa­chen und sich vor Beginn der Arbeit davon über­zeu­gen, dass alle Sicher­heits­ein­rich­tun­gen ord­nungs­ge­mäß funk­tio­nie­ren. Dies betrifft nicht nur Tank­wa­gen­fah­re­rin­nen und ‑fah­rer beim Belie­fern einer Tank­stel­le, son­dern auch Pri­vat­per­so­nen, die dort ihren Wagen betan­ken. Tre­ten nicht uner­heb­li­che Men­gen was­ser­ge­fähr­den­der Stof­fe aus, die das Grund­was­ser oder ein Ober­flä­chen­ge­wäs­ser gefähr­den kön­nen, muss dies unver­züg­lich der nach Lan­des­recht zustän­di­gen Behör­de oder der nächs­ten Poli­zei­dienst­stel­le gemel­det wer­den. Das Sta­tis­ti­sche Bun­des­amt fasst die­se Unfall­an­zei­gen jedes Jahr in der sta­tis­ti­schen Erhe­bung “Unfäl­le mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen” zusam­men.

Ein­stu­fung was­ser­ge­fähr­den­der Stof­fe

Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen müs­sen so gebaut und betrie­ben wer­den, dass kei­ne Ver­un­rei­ni­gung oder nach­tei­li­ge Ver­än­de­rung der Gewäs­ser ent­ste­hen. Dazu müs­sen die in den Anla­gen ver­wen­de­ten Stof­fe auf ihre was­ser­ge­fähr­den­den Eigen­schaf­ten unter­sucht und ein­ge­stuft wer­den. Alle bis­her in eine Was­ser­ge­fähr­dungs­klas­se oder als nicht-wassergefährdend ein­ge­stuf­ten Stof­fe kön­nen in der online-Datenbank Rigo­let­to des Umwelt­bun­des­am­tes recher­chiert wer­den.

Die Ver­wal­tungs­vor­schrift was­ser­ge­fähr­den­der Stof­fe (VwVwS 1999 mit ergän­zen­der VwVwS 2005) ver­pflich­tet die Betrei­ber von Anla­gen zum Umgang mit was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fen, die von ihnen ver­wen­de­ten Stof­fe und Gemi­sche in eine Was­ser­ge­fähr­dungs­klas­se (WGK) ein­zu­stu­fen. Die Ein­stu­fun­gen der Stof­fe sind bei der Dokumentations- und Aus­kunfts­stel­le was­ser­ge­fähr­den­de Stof­fe im Umwelt­bun­des­amt zu doku­men­tie­ren.

Bei der Dokumentations- und Aus­kunfts­stel­le was­ser­ge­fähr­den­de Stof­fe wer­den die Ein­stu­fungs­do­ku­men­ta­tio­nen der Betrei­ber erfasst, for­mal und auf Plau­si­bi­li­tät über­prüft und die resul­tie­ren­den Ein­stu­fun­gen der Stof­fe wer­den im Inter­net ver­öf­fent­licht.

Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der Dokumentations- und Aus­kunfts­stel­le beant­wor­ten auch Anfra­gen: zum Bei­spiel zum Ein­stu­fungs­pro­ze­de­re, zur for­mal und wis­sen­schaft­lich kor­rek­ten Ablei­tung einer WGK, zur Inter­pre­ta­ti­on von Unter­su­chungs­er­geb­nis­sen zur Gewäs­ser­ge­fähr­dung sowie zu kon­kre­ten Stoff­ein­stu­fun­gen und geben auch Hil­fe­stel­lung bei der Ein­stu­fung von Gemi­schen.

Die Ein­stu­fun­gen von Gemi­schen wer­den nicht beim Umwelt­bun­des­amt doku­men­tiert, son­dern müs­sen den zustän­di­gen Voll­zugs­be­hör­den der Bun­des­län­der zugäng­lich gemacht wer­den. Für die Doku­men­ta­ti­on kann ein Form­blatt ver­wen­det wer­den.

Die Kri­te­ri­en, nach denen die was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fe ent­spre­chend ihrer Gefähr­lich­keit in die WGK 1, 2 oder 3 oder als nicht was­ser­ge­fähr­dend (nwg) ein­ge­stuft wer­den, ste­hen im Anhang 3 der VwVwS. Ein wich­ti­ger Unter­schied zu ande­ren Ein­stu­fungs­sys­te­men besteht dar­in, dass bis­her nicht aus­rei­chend unter­such­te, nicht ein­ge­stuf­te oder nicht iden­ti­fi­zier­te Stof­fe vor­sorg­lich als stark was­ser­ge­fähr­dend (WGK 3) gel­ten.

Aus der WGK und der Ton­na­ge der gehand­hab­ten was­ser­ge­fähr­den­den Stof­fe wer­den dann in den ent­spre­chen­den Anla­gen­ver­ord­nun­gen der Bun­des­län­der Anfor­de­run­gen an die Anla­gen abge­lei­tet. Damit soll eine Gefähr­dung von Grund- und Ober­flä­chen­ge­wäs­sern bei dem Gebrauch der Stof­fe und bei Hava­rien aus­ge­schlos­sen wer­den. Außer­dem bie­tet die Ein­stu­fung von Stof­fen in drei Was­ser­ge­fähr­dungs­klas­sen oder als nicht was­ser­ge­fähr­dend für Anla­gen­be­trei­ber, Voll­zugs­be­hör­den vor Ort sowie im Fal­le eines Stör­falls für die ört­li­chen Feu­er­weh­ren eine ein­fa­che Ent­schei­dungs­grund­la­ge. Denn sie müs­sen die Rele­vanz aller Kom­bi­na­tio­nen von Gefähr­lich­keits­merk­ma­len für den Gewäs­ser­schutz nicht im Ein­zel­nen beur­tei­len. Die WGK-Einstufung schafft dar­über hin­aus den Anreiz, beson­ders gefähr­li­che oder schlecht unter­such­te Stof­fe durch sol­che, die weni­ger was­ser­ge­fähr­dend und gut unter­sucht sind, zu erset­zen.